Open Money - was ist das?

Wie moderne Liquiditätssysteme den Wohlstand und die Vielfalt fördern können

Immer mehr Menschen leiden heute in Europa unter mangelnder Liquidität.

 

Sie haben immer weniger Geld in der Tasche, um sich Konsumgüter zu kaufen, Weiterbildungskurse zu belegen oder zu reisen. Andererseits gibt es bei uns aber immer mehr zu tun. Im sozialen Sektor wird Personal abgebaut obwohl alle Beteiligten sagen, dass mehr Personal nötig wäre. Im Altenpflegebereich ist der Notstand ausgerufen worden. Im gesamten Bereich der Jugendbetreuung oder ganz konkret beispielsweise in der musikalischen Früherziehung gibt es eine enorme Nachfrage und auch ein enormes potentielles Angebot... nur kommen die Beteiligten häufig nicht zusammen weil vielen interessierten Familien das Geld fehlt.

Dieser Sachverhalt lässt sich nicht wie heute üblich mit den gängigen Erklärungsmustern von zurückgehenden Einkommen wegen zunehmender globaler Konkurrenz abschließend erklären. Schließlich sind sowohl die Nachfragenden wie die Anbieter auf engstem Raum zusammen. Die Ursache für diese Missstände sind vor allem in unserem Geldsystem zu suchen, das es nicht schafft, lokale Liquidität im nicht-industriellen Bereich unabhängig von globalen Geldströmen sicherzustellen, beziehungsweise darin, dass die Verantwortlichen unserer derzeitigen Geldschöpfung nur die Belange und Kapazitätsauslastungen unserer weltweit verflochtenen Industrie im Auge haben und nicht die ungedeckten Bedarfe und unausgelasteten Kapazitäten der Kleinunternehmer vor Ort.

 

Die Ursache liegt in erster Linie in der Industriefokussierung unserer Zentralbank.

 

Für die Zentralbanker findet dort nämlich keine zentrale, tragende Wertschöpfung statt wie beispielsweise in der Autoindustrie. Musikalische Früherziehung ist in ihren Augen eine nachgeordnete „Dienstleistung“, die von den in den "industriellen Kernen" erwirtschafteten Geldern finanziert werden muss. Fallen diese Gelder geringer aus, beispielsweise, weil der Preisdruck auf die Autos durch die ausländische Konkurrenz zu groß geworden ist, können solche "Dienstleistungen " nicht mehr finanziert werden. Das heißt: Weil VW in den USA weniger Autos verkauft, kommen Frau Schmidt, eine Klavierlehrerin und der kleine Max nicht zusammen, obwohl sie nur eine Straße entfernt wohnen. Frau Schmidt sitzt arbeitslos in ihrer Wohnung und Max wird in seiner Entwicklung behindert. Beide haben Zeit, beide langweilen sich... und sind Opfer einer völlig unsinnigen Geldpolitik, zumal wenn man bedenkt, dass der arbeitslose Vater von Max Gesangsunterricht gibt, den Frau Schmidt schon immer gerne nehmen würde. Wenn sie ihn sich leisten könnte...

 

Geldknappheit ist heute immer künstlich erzeugt. 

 

Und das, obwohl Geld heutzutage auf "natürlichem" Weg nicht mehr knapp werden kann. Denn im Gegensatz zu früher ist heute unser Geld nicht mehr an ein Edelmetall wie Gold oder Silber gebunden, deren Vorräte begrenzt sind, sondern der Gegenwert für unsere Geldscheine und Münzen sind die Waren, die wir damit kaufen können. Die Menge des Geldes, und damit auch seine Knappheit, wird von unserer Zentralbank bestimmt. Das ist letztendlich eine politische Entscheidung, mit der bestimmte Interessen verfolgt werden, in unserem Fall die Auslastung der Kapazitäten der Autoindustrie, und keine "natürliche" mehr. Geld kann theoretisch unbegrenzt gedruckt werden. Auch die Verteilung des Geldes ist heute nicht mehr davon abhängig, ob jemand in seinem Schürfgebiet viel Gold oder Silber gefunden hat und der andere weniger, sondern davon ob jemand von seiner Bank einen entsprechenden Kredit eingeräumt bekommt und jemand anderes für seine Idee nicht. Auch wenn ich mein Geld durch Lohnarbeit oder Handel verdiene... irgendwann einmal ist dieses Geld gedruckt worden und durch eine Geschäftsbank über einen Kredit in Umlauf gebracht worden. Als Privatmensch bekommt man kein Geld von unserer Zentralbank.

 

Open Money Konzepte als Antwort

 

Und hier setzen Befürworter von "Open Money Konzepten" an. Sie drehen den Spieß um. Sie fragen zum Beispiel: Warum findet in der Autoindustrie eine zentrale Wertschöpfung statt und in der musikalischen Früherziehung nicht? In ihren Augen können beispielsweise frühmusikalisch erzogene Kinder der viel wichtigere Garant für Wohlstand, eine friedliche Welt, gesunde Ernährung, eine innovative Wirtschaft und eine funktionierende Demokratie sein als Autos zu bauen. Autos sind widerum sind für sie vielleicht nur ein "Luxus", den man sich anschaffen kann, wenn man Geld vom Musikunterricht übrig hat. Warum nicht?

 

In einer freien Gesellschaft muss jeder seine Prioritäten selber setzen können. Die einen verbinden mit einer sicheren Zukunft und Wohlstand eine funktionierende Industrie, andere gebildete und gesunde Kinder, wieder andere eine natürliche Landwirtschaft. Jeder Mensch hat seine eigenen Prioritäten, die aus seiner Geschichte herrühren.

 

Die neuen Währungen verbinden Menschen international mit denselben Werten.

 

A propos Geschichte: Geschichtlich lässt sich unser derzeitiges, sich auf Terretorien bezogende Geldsystem aus dem Zusammenschluss von Städten oder Ländern bis hin zu Nationalstaaten verstehen, deren geldtechnisch wichtigstes Anliegen der Aufbau einer kriegstechnisch notwen-digen Industrie war, die es zu erhalten galt. Die an den Herrscher gebundene Geldschöpfung stand ganz in deren Dienst. Heute in Zeiten supranationaler Institutionen und ganz anderer globaler Herausforderungen wie der Umweltzerstörung oder zunehmender kultureller Verwahrlosung breiter Bevölkerungsschichten ist eine so uneingeschränkte Konzentration auf Technologie und Industrie nicht mehr zeitgemäß.

Insofern ist es nicht schlüssig, warum es in Europa nur eine einzige Zentralbank gibt, die ihre Geldmengenberechnungen in der Hauptsache an den Kapazitätsauslastungen unserer Großindustrie koppelt, die Kreditvergabe fast ausschließlich den mit der Industrie eng verfloch-tenen Banken überlässt und deren Vertreter das, was anderen Menschen lebenswichtig ist, als "nicht so wichtig" bezeichnen.

 

Open Money Konzepte setzen im Gegensatz zum Zentralbankgedanken auf Vielfalt und Wettbewerb.

 

Der Grundgedanke ist, dass jeder seine eigene Währung schöpfen und das Geld frei in Umlauf bringen kann. Wird sie akzeptiert, findet der neugebackene Währungshüter Gleichgesinnte, die seine Prioritäten teilen und die seiner Währung vertrauen, kann er eigenes Geld schöpfen. Die einzelnen Währungen stehen im Wettbewerb zueinander und sind untereinander zu flexiblen Wechselkursen umtauschbar. So bilden sich mit der Zeit beliebte und weniger beliebte Währungen heraus, die jeweils die Prioritäten und die kulturelle Identität der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen widerspiegeln und einen fruchtbaren und friedlichen Austausch zwischen ihnen ermöglichen.

 

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